Montag, 1. Oktober 2012

Wenn einer eine Reise tut...


...dann kann er was erzählen.

Naja, mal sehen, was wir hier zu lesen bekommen, wenn unser jüngster Sohn am Freitag von seiner Klassenfahrt zurück kommt.

Jetzt sitzt er also im ICE Richtung Berlin.


BERLIN!!!!

Das vegane Mekka Deutschlands, der Traum meiner schlaflosen Nächte, die Stadt, die ich schon mindestens so lange heimsuchen will, wie das Veganz dort eröffnet hat.



Oh ja, ich war neidisch, als ich hörte, wohin die Fahrt gehen sollte, und beruhigt, - denn WENN ein Veganer IRGENDWO unbeschwert ein paar Tage verbringen kann, - dann doch in Berlin, gelle?

Ich meine, wir haben das Ganze ja schon im letzten Jahr voller Aufregung mit unserem Großen erlebt, - die Fahrt ging nach Aachen als Basis für Touren nach Brüssel und Maastricht. Die kleine lila Kuh von Happy Cow machte uns da keine großen Hoffnungen, dass unser ältester Sohn irgendwann irgendwo irgendetwas Essbares zwischen die Kiefer bekäme... außer dem Alibi-Apfel am Frühstücksbüffet oder so....

Tja, da hatten wir aber nicht damit gerechnet, dass die Klassenlehrerin unseres Sohnes mit der Jugendherberge Aachen  eine Bleibe ausgesucht hatte, die unser Kind fürstlich verwöhnen würde mit den leckersten Abendessen überhaupt. Da war nichts einfach nur ein Abklatsch des nichtveganen Angebots oder einfach eine große Beilagenportion, - es gab immer reichlich und von dem, was auf dem Menü für die nichtveganen Gäste auch noch vegan-tauglich war, konnte er sich auch noch nehmen, was zu teilweise so abenteuerlichen Mahlzeiten wie Ratatouille am Maisberg führte, - aber unser Ältester kam wirklich glücklich und fröhlich wieder, - und brachte fast die ganzen vorsorglich eingepackten Futteralien wieder mit nach Hause (nur die Süßigkeiten, DIE waren komischerweise alle futsch.... HM!) 

Was die JH Aachen damit geschafft hat, war, dass unser Kind sich angenommen, ernstgenommen und geschätzt fühlen durfte, - eine Erfahrung, die ihn wieder ein Stück gestärkt hat für seinen manchmal recht beschwerlichen veganen Lebensweg.


Nun also Berlin.

Pfffffff. Piece of Cake.

So dachte ich zumindest. Ja, unser Sohn auch. Sein großer Bruder machte sich schon ein wenig lustig darüber, "wie leicht" er es doch haben würde, - wenn er sich an seine Aufregung vor Aachen erinnern würde. Ja, lachten wir alle, genau, kugelrund wird er nach der Woche heimkehren und uns wochenlang mit den Schilderungen seiner kulinarischen Exzesse quälen! :D

Kurzer Anruf in der Unterbringung... locker flockig und fröhlich nur mal eben kurz nachgefragt, wie es denn so aussieht mit der veganen Verpflegung (es ging ja nur ums Frühstück), - doch ganz sicher totaaaaal easy, weil, man ist ja in Ber... ähm, wie bitte? Nicht möglich? "DIESE müssen sich selbst versorgen"???


...

Okay, kurzer Anruf beim Klassenlehrer, mal nachfragen, wie das geregelt werden könnte... och, das Kind lebt vegan? Hmm, nee, also, daran hätte er jetzt nicht gedacht, - aber, - er macht das schon. Zur Not kaufe ich dann eben persönlich für ihn ein.

Wir nehmen das freudig auf und schauen weiter positiv in die kommenden Wochen.
Nur, das hält leider nicht an.
Es wird schnell klar (Tante Google sei Dank), dass die Unterkunft so ziemlich ab von all den vielen verlockenden und mit bunten, sabber-induzierenden Websites für sich werbenden veganen Futtertempeln liegt. Zu Fuß überwiegend über eine Stunde entfernt. Mit der S-Bahn... alleine in Berlin? *Magengrummeln, - und nicht nur vor Hunger* 
Und nur jeden Tag 2 Stunden Freizeit, um sich zu versorgen.
Ja, es macht sich Panik breit.
Der freundliche Hinweis auf Falaffelbuden an jeder Ecke und Salattaschen vom Dönermann ruft bald nur noch ein gequältes "Aber eine GANZE WOCHE lang?!?!?!?!?" hervor.

Ja, - Veganer lieben ihr Essen. Die Buntheit, die Abwechslung... der Sturz vom kulinarischen Himmel in die Futterknappheitshölle, - so muss sich das angefühlt haben.

Als dann auch  noch das erste gemeinsame Abendessen (beim Italiener) geplant wurde, und es außer Spaghetti Napoli nix für ihn geben sollte ("sogar im Salat ist Ziegenkäse, Mama!", -btw, ich hätte es nett gefunden, wenn der Lehrer unserem Sohn die Nummer des Restaurants gegeben hätte, damit er in Ruhe von Zuhause alles mit der Küche hätte besprechen können, statt Zuhause Panik zu schieben...), musste ich erkennen, - so geht das nicht weiter.

Verflixt, wir haben seit dem Sommer dafür gesorgt, dass die Jungs alleine mit dem Zug durch NRW (Schokoticket FTW!) gurkten, wir haben Pizzen und Nudelgerichte bei den unterschiedlichsten Pizzerien bestellt, damit die Übung da ist, zu sagen, was man möchte und was nicht... 

HALLO! Es ist NUR ESSEN!!!!

Und so wurde wieder ein kleines "Überlebenspaketchen" geschnürt:

- 2 würzige Aufstriche von Aldi Süd und eine Spekulatiuscreme (und der Tipp, sich einen dm-Markt zu suchen ;))
- 2 3-er-Packs Alpro natural (die kleinen Trinkpäckchen), weil es angeblich auch keinen Kühlschrank gibt
- 2 Tüten Nimm2 soft, damit er mit seinen Freundinnen auch Süßes teilen kann


Dann bekam er noch 20 Euro extra mit, damit er auch bezahlen kann, sollten seine "Sonderwünsche" etwas extra kosten, - und ich gab ihm den Tipp, sich heute abend einfach Spaghetti aglio olio zu bestellen, mit seinen Lieblingsgemüsen drin.

Aber dann kam das Beste: Ich habe ihm mein Handy geliehen mit den beiden tollsten Apps, die ich so für JEDE Stadt gerne hätte: Berlin vegan  und Omnomagon.

Mit Berlin vegan wird unserem Sohn nun zu jeder Tages- und Nachtzeit gezeigt, was in welcher Entfernung zu ihm genau jetzt geöffnet hat. Viele Einträge sind auch näher erläutert, so dass er sich heute morgen von einem Café zum nächsten gelesen, die Imbissbuden schon einmal virtuell abgeklappert und im Allgemeinen schon viel positiver aus der Wäsche geguckt hat.

Dann aber auch noch Omnomagon! Nicht nur, dass die Grafiken echt schnuffig sind, - die Tatsache, dass er da die nächste Mensa (und in Berlin gibt es derer ja viele und eine sogar nur 20 Minuten S-Bahnfahrt entfernt) angeben kann und da Tag für Tag nachschauen (durch Anklicken der Menükartenpunkte), was es da gutes Veganes zu futtern gibt (eine Suppe und mindestens ein Hauptgericht, die sich ALLE sehr lecker lasen), - ich bin beglückt, sagen zu können, dass der Jung heute dann doch recht aufgeregt, aber freudig Richtung Berlin schaute.

Wenn jetzt seine Freundinnen noch mitmachen und ein paar vegane Etablissements mit ihm abklappern, - was will man mehr???

Berlin ist und bleibt eine Reise wert :)



Wie handhabst du das, wenn du verreist? Kümmerst du dich vorher um alles oder bist du eher ein Typ für "go with the flow"? Welche "Mitnehmsel" haben sich für dich bewährt, wenn du einige Zeit fern von Zuhause warst? Welche Erfahrungen hast du bei Aufenthalten in Hotels oder Herbergen gemacht? 



PS: dass es auch im veganen Outback viel lockerer sein kann als im veganen Mekka, durften wir gestern auch erfahren. Für eine Familienfeier müssen wir nach Oberbayern.


 LÄNDLICHES Oberbayern. 

Da, wo es im Restaurant nichts anderes gibt, als Fleisch, auf Nachfrage bei unseren Verwandten (nun gut, ich glaube schon, dass Hopfenspargel kein Fleisch ist, Klöße auch nicht und Erbsen und Möhren oder gar Kartoffeln... aber lassen wir das)

Naja, wir hatten schon einmal eine Unterkunft von diesen Verwandten organisiert bekommen... da mussten wir auch einiges mitschleppen ;)
Diesesmal (wir sind ja schon groß!) haben wir selbst nach einer Pension geschaut, auch eine gefunden, die wir uns leisten können... und sind auf so freundliche und eifrige Gesprächspartner getroffen, - da macht die Aussicht auf Oberbayern mit veganisiertem Frühstücksbüffet (Brötchen, Sojamilch und Deli-Margarine, Marmeladen und Müslis und Cornflakes *lach*) direkt gute Laune ;)


*Kerstin*

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